Im Behringersaal
 
 
fanden viele unserer "weltlichen" Veranstaltungen statt: der jährliche Vereinsball, alle zwei Jahre das Maisingen mit der Liedertafel Keidenzell, der Pelzmärtelabend, die Advents- oder Weihnachtsfeier und früher das Theaterspiel zu Weihnachten wie auch gelegentlich ein "Faschingsrummel". Gerne beteiligten wir uns aktiv bei den Veranstaltungen der Singgruppe, der Freiwilligen Feuerwehr wie bei den
  Verabschiedungen unserer Pfarrer.

Von unseren besonderen eigenen Veranstaltungen verdienen vor allem erwähnt zu werden: die Feier zu unserem 70-jährigen Bestehen, der Fränkische Abend 1978 und vor allem der im oberen Bild angekündigte "Jägerabend".

 
 
 
 

KIRCHFARRNBACH - Zum dreißigsten Male trafen sich die Liedertafel Keidenzell und der Männergesangverein Eintracht Kirchfarrnbach zum Maisingen. "Gar lustig ist die Jägerei ..", das war das Motto des Liederabends, zu dem der Kirchfarrnbacher Männergesangverein diesmal auch andere Gruppen eingeladen hatte.

Die Jagdhornbläsergruppe Hirschneuses, in der neben zehn Männern auch drei Frauen mitblasen, führte verschiedene Jagdsignale und -melodien vor. Die Liedertafel Keidenzell, dirigiert von Karl Kuch, wartete wie der Kirchfarrnbacher Männergesangverein und die Singgruppe mit Jagdliedern auf. Unter der Leitung von Wilhelm Bayer hatte der Männergesangverein Eintracht gemeinsam mit der Singgruppe auch zwei schwierige Chorsätze von Mendelssohn-Bartholdy eingeübt.

Die Bedenken, die Chorleiter Bayer zuvor geäußert hatte, schienen nicht angezeigt, das Publikum applaudierte bei den schwierigen Chorsätzen besonders kräftig. Wilhelm Bayer: "Es ist nicht immer eine glückliche Sache, wenn ein Dorfgesangverein zu einem Opernchor greift. Trotz dieser Bedenken fanden wir, daß der Jägerchor aus dem Freischütz hierher gehört, auch wenn wir ihn nicht so singen können wie ein Profi-Opernchor."

Mit den Fränkischen Hausmusikanten stellte sich eine neue Musikgruppe vor. Vier Frauen und zwei Männer haben Spaß an fränkischer Hausmusik gefunden, man hat ein paarmal miteinander geprobt und sich nun im Behringer-Saal dem Publikum vorgestellt. Das Repertoire der Gruppe, in der sich gestandene Musikanten zusammengefunden haben, reicht vom "Schottisch" über den "Rheinländer" bis zur schwungvoll vorgetragenen "Polka-Mazurka".

Im Dreigesang erzählten die Lehrerin des Dorfes, Erika Bayer, die Krankenschwester Karin Henning und die frühere Pfarrersfrau Ele Hubel vom "Madla wu die Gänsli hüt".

 

Das "Madla" träumt vom Jäger, schwärmt vom grünen Hut und den süßen Küssen des Herrn. Doch der Traummann geht lieber jagen, als sich bei der Liebsten blicken zu lassen.

Daß es auch furchtsame Jäger gibt, davon berichteten die Kirchfarrnbacher Chöre in dem lustigen Lied "Der Jäger längs dem Weiher ging". Die Kinder aus der Singgruppe trugen die bekannte Geschichte "von dem wilden Jäger" aus dem Struwwelpeter vor.

Viel Beifall gab es für die launigen Zweideutigkeiten aus der Jägersprache, vorgetragen von Werner Fliehr. Daß ein "Haderer" geradeso für einen quengeligen Mann steht wie für den Eckzahn im Oberkiefer des Keilers wußten zuvor nur die Insider der Jägerzunft.

Mehr zum Nachdenken ermunterten Werner Fliehrs Erinnerungen an jahrhundertealte Sitten und Gesetze der Jäger. Nur der soll die Büchse tragen, so sagt es ein altes Gedicht, "der nach der Väter Art erlernt, gerecht zu jagen". Vom "Ehrenschild" des Jägers hieß es, "daß er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch jagt, wie sich's gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt".

Der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal war zünftig geschmückt mit viel Grün, einem Hochsitz und ausgestopften Tieren, bekannten und unbekannteren, die von den Kindern im Saal erraten werden sollten. Beim Hasen und Fuchs war das nicht schwer, schwieriger wurde es bei den Vogelarten. Da riefen schon mal auch Erwachsene dazwischen, wenn die Kinder nicht so rasch auf den richtigen Namen kamen.

Zweieinhalb Stunden Lieder, Gedichte, Jagdgeschichten und fränkische Volksmusik. Der Abend war so bunt, daß niemandem die Zeit zu lange wurde. Zwischendurch gestaltete das Publikum das Programm auch selber mit Jagdkanons und -liedern, die es gemeinsam mit den Chören sang.

 
 
Dieser Zeitungsartikel kann unser Erfolgsrezept bei den Veranstaltungen im Behringersaal offen legen: Weit entfernt von einem reinen Konzert bemühten wir uns um ein zum Dorf passendes Thema und dabei um viel Abwechslung und Humor. Unsere Liedvorträge waren nicht alles. Stets wirkten Gastvereine und -Gruppen mit. Das Publikum wurde in das Programmgeschehen mit einbezogen. Bequemes Sitzen an den Tischen mit der Möglichkeit, bedient zu werden, erhöhte die Gemütlichkeit.

Es ist eine alte Streitfrage, ob bei der Veranstaltung eines Gesangvereins ausgeschenkt werden soll

  oder nicht. Wenn ausgerechnet bei der intensiv geübten Stelle ein Gast deutlich vernehmbar der Bedienung seine Wünsche sagt, so kann dies mehr als nur störend sein. Andrerseits sollen sich die Gäste auch wohl fühlen und viele können das nur, wenn sie bei ihren lieben Gewohnheiten bleiben dürfen. Ganz anders ist die Situation bei unseren Kirchenkonzerten. In der Kirche sind die Gäste gewöhnt, dem Geschehen andächtig schweigend zu folgen. Und das tun sie dann auch.
 
Fränkischer Abend 1978
 
 
zurück