Super-Platz für Varenbach gefunden!
- Gründung durch die Franken -
 
 
 
 
 
Vermesser Veit
Schreiber Sixt, Vermesser Veit und Bauernbub Hermann
     
Manuskripttext    
     
 

[Es wirken mit:
Sprecher, Vermesser (Veit), Schreiber (Sixt), und der Bauernbub (Hermann)]

Sprecher: Jahrhunderte später stellten sich die Franken die Frage: „Wo mag es wohl am schönsten sein?“. Vor 1500 Jahren machten sie sich auf die Suche.

Diese Frage, wo es wohl am schönsten sein mag, will nun ein Lied des Gesangvereins beantworten.

MGV: Wo mag es wohl am schönsten sein?

Sprecher: Die Franken zogen zunächst in die Windsheimer Bucht, siedelten an dem Bächlein Rannach und nannten dieses Gebiet nach diesem Bächlein, nämlich Rangau. Also: Rannach - Rangau. Immer noch besser als wenn sie unseren Gau nach der viel größeren Aisch benannt hätten. Warum? Weil man nicht Aisch sagt sondern Aasch. Rannach - Rangau; Aasch - ... (am Kopf kratzen)...

Hier bei Kirchfarrnbach war damals alles dicht mit Urwaldgestrüpp bewachsen. Von der Donau aus drangen nun die Bayern nach Norden vor. Das gefiel den Franken nicht und so machten sie sich daran, Wege nach Südosten zu planen und zu bauen, um schließlich die Bayern zurückdrängen zu können.

Eine solche fränkische Reichsstraße sollte auch von Frankfurt hier über Markt Erlbach, am Badberg vorbei über Roßtal nach Regensburg angelegt werden. So eine Straße musste gut geplant sein, denn sie durfte einerseits keine zeitraubenden Umwege machen und andrerseits sollte sie sumpfige Talübergänge meiden und möglichst auf Bergkämmen beziehungsweise auf den Wasserscheiden entlang führen. Auch Rastplätze mussten geplant werden.

Wir belauschen nun den fränkischen Vermesser (Geometer) Veit, dessen Schreiber Sixt und den Zennhäuser Bauernbuben Hermann wie sie sich im (angenommenen) Jahr 730 bei den Planungsarbeiten für diese Straße unterhalten. Und zufällig befinden sie sich wieder genau hier oben auf dem Badberg genau an dieser Stelle hier.

(Vorhang auf. Geometer visiert mit einem Vermessungsgerät nach Norden. Neben ihm der Schreiber, bereit zu schreiben; Vermessungsstangen)

Veit: (ruft) Weiter rechts, höher, nicht so weit rechts, jetzt halten!
(zum Schreiber) 37 und 93;

Sixt: (schreibt auf) Wie heißt wieder dieser Bach da?

Veit: (besinnt sich) Will mir im Moment einfach nicht einfallen...hat wieder mit einem Tier zu tun... die Zenn herauf war es die Katze, also der Katterbach, weiter im Süden der Biber, also die Bibert, aber hier? Es ist ein großes Tier, eine Kuh oder so etwas.
(ruft) Hermann, wie heißt wieder dieser Bach hier?

Hermann: Farrnbach!

Veit: Hab es doch gewusst, wieder ein Tier, ein großes Tier, der Farren, also der zuchtfähige Stier!
(ruft zu Hermann) Pause! Brotzeit!

Sixt: Die haben wir uns verdient!

Hermann: (kommt und lehnt die Vermessungsstangen an die Seite. Sie beginnen mit der Brotzeit) Beinahe hätte ich gerade eine Wildente so mit der Hand gefangen. Die war gar nicht scheu. Die hätte ein schönes Abendessen gegeben!

Sixt: Kein Wunder bei den vielen Weihern. Und Fische gibt es auch reichlich. Heute früh habe ich gleich drei Aale
gesehen.

Veit: Es ist überhaupt ein sehr schöner Platz hier oben. Schade, dass wir morgen weiter nach Südosten Richtung Roßtal müssen.

Sixt: (steht auf und schaut nach Südosten) Da müssen wir zunächst die alte Hochstraße queren und dann haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder den Reichenbach entlang oder besser über die Höhe nach Habersdorf. Da hätten wir einen Talübergang weniger.

Hermann: Talübergang! Und warum plant ihr die Straße durch dieses Farrnbachtal und macht nicht einen großen Bogen außen herum? (macht mit dem Arm einen Halbkreis)

Sixt: Da schauts dieses kluge Bürschlein aus Zennhausen an! Der ist erst am zweiten Tag bei uns Straßenplanern und denkt schon was!

Veit: Erstens ist es außen herum doppelt so weit, zweitens ist die sumpfige Strecke da unten nur kurz, drittens kann man von hier aus gut den Erlbacher Turm sehen, viertens gibt es da unten genug Wasser für Mensch und Tier...

Hermann: Aber was nützt denn der kurze Weg, wenn man da unten im Schlamm stecken bleibt?

Veit: Die Furt muss eben von den Leuten hier instand gehalten werden.

Hermann: Aber hier gibt es doch gar keine Leute! Niemand wohnt hier weit und breit!

Sixt: Nicht mehr lange. Denn hier wäre von Erlbach her gesehen der nächste Rastplatz zu planen.

Veit: Nur nicht hier oben, sondern da drüben am Hang (zeigt zum Dorf hin).

Sixt: Südhanglage!

Hermann: (schaut hinüber) Das ist aber viel Platz! Muss denn ein Rastplatz so groß sein?

Veit: Der Platz wird schon gebraucht. Es kommen ja nicht nur Ochsenkarren, sondern auch Soldaten. Da braucht man schon viel Platz gleich neben der Straße, um das Heer unterzubringen, zu bergen. Man nennt diesen Platz deshalb Heriberga, neuerdings auch Herberge.
(zeigt nach Norden zum Dorf)
Und neben die Herberge kommt dann der Herrenhof,
und an den grenzt dann die Kapelle mit dem Friedhof an.

Hermann: (wiederholt und unterstreicht das Gesagte mit Gesten) Also, da kommt unsere Straße den Hang herunter in das Tal.
Rechts daneben kommt die Herberge hin.
Und rechts neben die Herberge kommt der Herrenhof hin,
und wieder rechts von dem kommt die Kirche mit Friedhof hin.

Sixt: Und Brunnen braucht man auch keine zu graben. Wasser für Mensch und Vieh gibt es hier mehr als genug, einmal von den zwei Bächlein und dann von den starken Quellen hier unten.

Veit: Da unten wäre auch ein hervorragender Platz für das Badhaus!

Hermann: Ein Bad hier am Berg! Vielleicht sagen dann einmal die Leute zu dem Berg hier „Badberg“, weil das Bad am Berg liegt.

Veit: Übrigens gibt es gleich da untern (zeigt in Richtung Mühle) genügend Wasser und Gefälle, dass man dort eine Mühle errichten kann.

Sixt: Das will ich gleich alles aufschreiben. ..(zögert) .Ja, wie soll denn nun dieser Rastplatz überhaupt heißen?

Veit: Nennen wir ihn doch einfach nach dem Bach hier:

Alle: Varenbach!

(Vorhang zu)

Sprecher: Kirchfarrnbach verdankt seine Gründung dem fränkischen Straßensystem. So ist also Kirchfarrnbach wahrscheinlich entstanden: Als königlicher Rastplatz oder Stützpunkt an einer Reichsstraße (Frankfurt-Regensburg) zwischen 730 und 800 nach Chr.

Die Hohlgasse war einst Bestandteil dieser Straße, die von Adelsdorf über Altkatterbach am Weinberg vorbeiführte. Dort musste der Wald ziemlich breit gerodet werden, damit man von hier aus den Markt Erlbacher Turm sehen konnte. So entstand beim Weinberg der Flurname „Breite Rod“, den vor eineinhalb Jahrhunderten die bayerischen Vermesser fälschlicherweise in „Breite Grotte“ änderten.

Die Straße führte vom Weinberg zum Friedhof, und weil sie sozusagen quer durch die Flur ging, wurde sie in den siebziger Jahren bei der Flurbereinigung entfernt. Sie war ja bedeutungslos geworden. Auch ihr südlicher Teil am Miesberg (zeigt nach Süden) wurde damals entfernt.

Und welch große Bedeutung einmal diese Straße gehabt haben musste ahnt jeder, der die weit angelegten Befestigungswälle der Turmhügelburg zwischen Altkatterbach und Adelsdorf abschreitet. Niemals hätte diese riesige Burganlage von den Adelsdorfern oder Katterbachern allein verteidigt werden können. Es muss also damals viel los gewesen sein auf dieser Straße.

Mit dem Aufblühen Nürnbergs wurde diese fränkische Reichsstraße immer unwichtiger. Die östlicheren Trassen der Strecke Frankfurt-Regensburg gewannen an Bedeutung. Der Verlauf der B8 und der A3 hat diese Entwicklung bis in die heutige Zeit fortgesetzt.

Die ersten Kirchfarrnbacher Anwesen waren also: Herberge, Herrenhof und Kirche. Aus der Heriberga wurde die Gastwirtschaft „Zur goldenen Krone“, heute Sippel und mitten im ehemaligen Herrenhof steht heute die Bäckerei Löslein.

   
 
 
     
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