Wurde Varenbach anno 903 Gott geschenkt?
- Erste urkundliche Erwähnung von 'Varenbach' 903 und der mittelalterliche Güterschacher-
 
 
 
 
 
Erfolgsbericht des Sekretärs über die Vorverhandlungen
König Ludwig schenkt Varenbach vermeintlich Gott
     
Manuskripttext    
     
 

[Es wirken mit: Sprecher, Bischof Erchanbold von Eichstätt, bischöflicher Sekretär, Ministrant, König Ludwig das Kind]

Sprecher: Ein Ort rückt in das Licht der Geschichte, wenn sein Name zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird. Das ist bei Varenbach am 2. Juli 903 der Fall. Die Urkunde besagt, dass König Ludwig IV. dem Eichstätter Bischof Erchanbold Varenbach und Cenna im Herrschaftsgebiet der Grafen Lupold und Popo schenkt. Popo - wer möchte heute noch Popo heißen? Für unsere Gegend eine sehr frühe Nennung, noch früher wurde das vor kurzem bei Adelsdorf ausgegrabene Zennhausen erwähnt, nämlich im Jahr 776.

Solch eine urkundliche Erwähnung ist eher Sache des Zufalls und hat mit dem tatsächlichen Alter eines Ortes nichts zu tun. Kirchfarrnbach dürfte nach den vorhin angeführten Lokalhistorikern zwischen 1203 und 1275 Jahre alt sein.

Leider steht in der Urkunde nicht Kirchfarrnbach, Dürrnfarrnbach, Burgfarrnbach, Ober- oder Unterfarrnbach sondern nur Varenbach und niemand kann heute mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, welcher von diesen fünf Orten gemeint war.

Freiherr von Guttenberg und in neuerer Zeit Alfred Heidacher ordneten dieses Varenbach unserem Kirchfarrnbach zu und wir können dies auch tun, jedoch im Bewusstsein, dass es hierbei wohl nie eine 100-prozentige Sicherheit geben wird. Deshalb haben wir nicht '1100 Jahre Kirchfarrnbach’ auf die Plakate geschrieben, sondern korrekterweise '1100 Jahre Varenbach’. Wir gedenken heute dieses Varenbachs, mit dem Kirchfarrnbach möglicherweise gemeint war.

Der Gesangverein singt nun das Lied: Bin i net a Bürschle von Friedrich Silcher.

MGV: Bin i net a Bürschle

Sprecher: Auch ein Bürschle war im Jahr 903 König Ludwig IV. Er war zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre alt. Ein zehnjähriges Kind verschenkte einen ganzen Ort! Darüber kann sich jeder so seine eigenen Gedanken machen. Wir stellen uns die Situation bei der Ausfertigung der Urkunde wie im folgenden Sketch vor. Es spielen nun König Ludwig, Bischof Erchanbold und dessen Sekretär.

(Sekretär kommt zu Erchanbold und Ministranten vor den Vorhang)

Sekretär: Eure Eminenz, der König will uns nun Audienz gewähren.

Erchanbold: Was haben denn deine Vorverhandlungen mit den Beratern des Königs ergeben?

Sprecher: Sieg auf der ganzen Linie! Sie haben mir abgenommen, dass wir bei diesem Varenbach für eine intakte Straße für das fränkische Heer sorgen würden, so wie wir es bisher bei unserem Zennhausen und unserem Habersdorf getan haben. Und das fränkische Heer brauche gute Straßen, um endlich gegen die plündernden Ungarn ziehen zu können. Das hat sie überzeugt und wenn der König nun zustimmt, bekommen nun wir dieses Varenbach

Erchanbold: Und dass wir dieses Varenbach dazu brauchen, um unsere Spitze gegen das Würzburger Bistum auszubauen, hast du ihnen hoffentlich nicht gesagt!

Sprecher: Aber Eure Eminenz, dass wir Varenbach zur Verstärkung unseres Bollwerks gegen die Würzburger brauchen, das habe ich natürlich nicht erwähnt. So etwas lässt mein diplomatisches Geschick nicht zu!

Erchanbold: Und nun kannst du mein diplomatisches Geschick bewundern!

(Vorhang auf, treten vor den König, verneigen sich tief und warten, bis der König sie angesprochen hat)

König: Bischof Erchanbold von Eichstätt, tretet herbei und tut mir Eure Bitte kund!

Erchanbold: Oh gnädigster König, ich bin nicht gekommen, um etwas für mich zu wünschen. Meine Sorge gilt nur deinem Seelenheil! Gepriesen sei der Herr! Und das Heil deiner Seele komme unserem ganzen Land zugute!

König: Meine Seele gehört Gott, ich habe sie ihm bereits geschenkt. Ihm gehört alles von mir! Und Jesus Christus hat mich erlöst.

Erchanbold: Mein Herrscher, gehört nicht zu einem Geschenk immer eine schöne Verpackung? Oder hast du schon einmal ein Geschenk ohne eine schöne Verpackung bekommen?

König: (überlegt) Nein, noch nie. Du sagst, ich brauche auch für Gott so eine Verpackung?

Erchanbold: Gottes Wille ist unerforschlich. Aber ich bin gewiss, über eine schöne Verpackung würde er sich schon freuen.

König: Und wie kann ich ihm eine schöne Verpackung geben?

Erchanbold: Indem du seiner Kirche etwas gibst (deutet dabei auf sich). Es heißt ja: Geben ist seliger als Nehmen.

König: Da musst du mir helfen. Was meinst du denn, was ich ihm Schönes geben könnte?

Erchanbold: Es muss ja nichts Großes sein. Es genügt ja ab und zu so eine Kleinigkeit.

König: Was für eine Kleinigkeit zum Beispiel?

Erchanbold: Zum Beispiel so ein kleiner Ort.

König: Mir gehören viele Orte, große und ganz kleine... Welcher würde denn Gott besonders gefallen.

Erchanbold: Ich glaube, heute würde er sich besonders über einen ganz kleinen Ort freuen, der Varenbach heißt.

König: Dann will ich ihm dieses Varenbach schenken. Sag deinem Schreiber, dass er die Urkunde aufsetzen soll.

Erchanbold: Mein Schreiber hat sie schon fertig mitgebracht. Du brauchst nur zu unterschreiben und zu siegeln. Und durch deine Unterschrift wirst du einen noch viel schöneren Platz im Himmel erhalten.

König: (unterschreibt) Und was wird da schöner sein?

Erchanbold: Es wird wie ein himmlisches Varenbach sein mit gesundem, frischen Wasser, mit vielen Weihern, wo du herrlich fischen kannst, mit vielen Enten für die Entenjagd und mit vielen großen Tieren in den Wäldern für deine großen Jagden.

Sekretär: Da fällt mir ein: Es gibt an diesem Farrnbach ja mehrere Orte mit dem Namen Varenbach. Soll ich noch dazu schreiben, welches Varenbach hier in dieser Urkunde gemeint ist?

Erchanbold: Ach, erspar dir die Mühe! Der König weiß es, wir wissen es und die (zeigt auf die Anwesenden) Kirchfarrnbacher wissen es. Das genügt!

(Vorhang zu)

Sprecher: Varenbach wurde also vom König dem Bistum Eichstätt geschenkt. Im Bewusstsein der damaligen Zeit gab man Gott etwas, wenn man der Kirche etwas schenkte. Man konnte viel für sein Seelenheil tun, wenn man zum Beispiel dem Heilsbronner Kloster einen Acker oder gar seinen Hof schenkte. Im Laufe der Zeit wurden auch alle Kirchfarrnbacher Höfe immer wieder verschenkt oder verkauft. Es setzte ein regelrechter Güterschacher ein.

1532 gehörten die neun Kirchfarrnbacher Anwesen schließlich sieben verschiedenen Grundherren. Die Bauern mussten ihre Abgaben liefern an die Pfarrei Kirchfarrnbach, den Deutschen Orden, das Langenzenner Spital, das Nürnberger Spital, den Wilhermsdorfer Ritter, das markgräfliche Amt in Langenzenn und die Oberreichenbacher Pfarrei.

 
 
     
 
 
Eichstätter Bischof bringt unterschriftsreife Urkunde mit
 
Zum Lohn wird dem König ein "himmlisches Varenbach" versprochen
 
     
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