Beim Bader im Badhaus am Badberg
- Mittelalterliches Dorfleben und Dorthemen -
 
 
 
 
 
Unzufrieden mit der neuen Gemeindeordnung, jedoch angenehm überrascht über das züchtige Verhalten der Badenden: Pfarrer Landes
Nach Weggang des Pfarrers wirft der Bader dessen Münze hoch, damit entschieden wird, wer zu wem darf
     
Manuskripttext    
     
 

[Es wirken mit: Sprecher, Bader, Pfarrer Johann Konrad Landes, Wirt Lorenz Farrnbacher, Wirt und Schmied Hans Schmidt, die Weiber Margarete und Katharina]

Sprecher: Dem Gemeinschaftsgeist in Kirchfarrnbach waren so viele Grundherren nicht dienlich. Die Spannungen zwischen den Grundherren übertrugen sich auf die Untergebenen. Besonders schlimm musste es immer dann gewesen sein, wenn der Ansbacher Markgraf gegen die Nürnberger in den Krieg zog und wenn die Nürnberger in unserer Gegend plünderten und brandschatzten. Jetzt fallen die Nürnberger eigentlich nur noch in Kreben ein und machen sich mit den Messern über die ... Karpfen her.

Kein Wunder also, wenn 1597 von Zerrüttung, Uneinigkeit und Unordnung in Kirchfarrnbach die Rede war. Um das Zusammenleben zu regeln, wurde eine Gemeindeordnung für Kirchfarrnbach und Oberndorf geschaffen. Über diese redete man. Wo? In den beiden Wirtshäusern und hier unten am Badberg im Bad beim Bader. Dort, wo heute das Anwesen Kühn ist, war im Mittelalter das Bad.

Wenn man zum Bader ging, dann nicht nur zum Baden. Der Bader schnitt auch die Haare und war sogar eine Art Dorfarzt. Er war aber kein Stümper wie der mittelalterliche Doktor Eisenbart, über den Spottlieder gesungen wurden. Die Singgruppe trägt uns nun so ein Spottlied vor:

SG: Ich bin der Doktor Eisenbart

Sprecher: Bis zur Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten nahm man es mit der Geschlechtertrennung im Badhaus nicht sehr genau. Nur wenn der Pfarrer gerade anwesend war, musste man sich wohl oder übel züchtig verhalten. Und so, wie heute die Kläranlage die Gemüter erhitzt und ein unerschöpfliches Thema in den Wirtshäusern ist, so war es vor mehr als 400 Jahren sicher die Gemeindeordnung. Vorhang auf für den Sketch: Beim Bader im Badhaus am Badberg!

(Vorhang auf.
Im Vordergrund sitzt der Pfarrer und wird vom Bader rasiert (Haare geschnitten). Im Hintergrund in zwei großen Bottichen (Zubern) je zwei Männer (Farrnbacher und Schmidt) und je zwei Frauen (Margaretha und Katharina). Der Bader setzt ab und zu einem oder einer der Badegäste einen Blutegel an.)

Farrnbacher: Und das ist auch nicht richtig, dass der Schmidlein von Oberndorf 50 Schafe halten darf und ich nur 30!

Schmidt: Rege dich doch nicht auf! Was soll da ich sagen? Ich bin Wirt wie du und noch Schmied dazu. Ich darf nur 12 Schafe halten, und wir brauchen auch Pullover und Strümpfe wie du!

Pfarrer: Ereifert euch nicht, meine Kinder! Auch ich habe einen großen Hausstand und mir wurden nur sieben Schafe zugestanden!

Bader: Und mir nicht ein einziges!

Margarete: Dafür bringen wir dir ab und zu ein Paar Strümpfe, warme Unterwäsche und Pullover mit, gell Kätha!

Katharina: Jetzt ist mir meine Seife ausgerutscht!

(Bader langt in den Zuber, Katharina lacht auf.)

Farrnbacher: Jetzt hätte ich da eine Frage, Herr Pfarrer (Hochwürden). In der neuen Dorfordnung heißt es, wer Mist in ein anderes Dorf verkauft, muss 5 Pfund Geld zahlen. Darf jetzt der Oberndorfer Löslein keinen Mist mehr dem Schneiders Fritz in Kirchfarrnbach geben?

Pfarrer: Doch, das darf er weiterhin. Denn in der Dorfordnung gelten Kirchfarrnbach und Oberndorf als eine Gemeinde. Was anderes wäre es, wenn er dem Dürrnfarrnbacher Schuh Mist geben würde. Dürrnfarrnbach gehört nicht zu unserer Gemeinde. Aber der Schuh hat ja selber Mist genug!

Bader: So, Hochwürden, gleich sind wir fertig. Einen Moment, ich lege schnell noch der Margarete zwei Blutegel an.

(Pfarrer Landes erhebt sich gibt ihm ein paar Münzen)

Pfarrer: Für gewöhnlich kommt ja der Bader zu mir ins Pfarrhaus, um mir die Haare zu schneiden. Jetzt kann ich es ja sagen, dass ich deshalb hierher gekommen bin, weil mir zugetragen wurde, dass es hier unsittlich zugehen würde. Aber nachdem ich nun gesehen habe, dass es einen Zuber für die Männer und einen für die Weiber gibt, kann ich nach oben berichten, dass hier nichts Unsittliches passiert. Ja, ja, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach! Auf Wiedersehen, meine Kinder! (geht)

Farrnbacher: Kätha, Zahl oder Wappen?

Katharina: Zahl!

Farrnbacher: Also, die Kätha ist Zahl, die Margarete ist Wappen. Bader, hast du einen Heller?

Bader: Ja, gerade vom Pfarrer bekommen! (Wirft die Münze in die Höhe und sagt) Wappen!

Margarete: (jauchzt auf)

Farrnbacher: Nun ja, die Kätha ist auch nicht schlecht!

Bader: Aber vorher muss ich den Vorhang zuziehen! (Gelächter und Gekreisch der Frauen)
Wir wollen die zwei Paare nicht stören und machen deshalb eine Viertelstunde Pause! (zieht Vorhang ganz zu)

(Paare tauschen)

(Sprecher: Macht lächelnd den Zuschauern ein Zeichen, dass sie noch etwas warten sollen, schleicht sich zum Vorhang hin und öffnet diesen rasch. Man sieht nun die zwei Zuber in „gemischter“ Besetzung. Der Bader bemerkt überrascht den offenen Vorhang und eilt nach vorne, um den Vorhang schnell wieder zuzuziehen.)

Sprecher: Wir machen nun eine Pause von etwa 15 Minuten.

 
 
     
 
 
Der Bader zieht selbst den Vorhang zu und bittet um eine Viertelstunde Zeit für die Pärchen
 
Entsetzt zieht der Bader erneut den Vorhang zu, nachdem dieser vom neugierigen Sprecher aufgezogen wurde
 
     
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