Kirchturmweihe
- Kirchturmbau 1471 schließt mittelalterliche Entwicklung ab -
 
 
 
 
 

Manuskripttext
[Es wirken mit: Sprecher, Heilsbronner Abt Petrus Wegel]

Sprecher: Wenn wir uns auf Kirchfarrnbach zu bewegen begrüßt uns schon von weitem der Kirchfarrnbacher Kirchturm. Er weist jeden darauf hin, dass in diesem Varenbach eine Kirche ist und deshalb nennt man diesen Ort seit über 600 Jahren ja auch Kirchfarrnbach. Wir singen nun alle gemeinsam die dritte und die vierte Strophe des Farrnbachliedes.

Alle: Farrnbachlied (3. u. 4.: Ziehn...Stolz)

Sprecher: Der Kirchfarrnbacher Kirchturm ist 1471, also im Geburtsjahr Albrecht Dürers, vor 532 Jahren erbaut worden. Er wurde an das alte, bestehende Kirchenschiff angebaut. Damals war er noch höher als heute und hatte vier Ecktürmchen, so etwa wie der Dietenhöfer Kirchturm. Die Kirchfarrnbacher Kirche war eine Wehrkirche. Als einziger Steinbau im Dorf diente sie auch zum Schutz der Bevölkerung bei feindlichen Überfällen.

Wir können uns vorstellen, dass bei der feierlichen Weihe des Kirchturms nach seiner Fertigstellung 1471 der weitgereiste und baulustige Heilsbronner Abt Petrus Wegel eine Festansprache gehalten hat. Hören wir uns doch ein paar Ausschnitte seiner langen Rede an!

     
Fortsetzung des Manuskripttextes    
     
 

 

(Vorhang auf, hinten ein großes Bild vom alten Kirchturm mit den vier Ecktürmchen, vorne ein Rednerpult mit dem Heilsbronner Abt. Der Abt steht zum 'Turm gewandt - offenbar voller Bewunderung - dann wendet er sich zum Rednerpult!)

Abt: Meine lieben Farrnbacher -
euren schönen neuen Turm wollen wir heute einweihen - da wollen wir doch auch zurückblicken auf eure bewegte Vergangenheit und kurz die wichtigsten Orte und Namen erwähnen, mit denen bisher eure Kirche verbunden war:

Bis 888 sorgte das Kloster Herrieden für euer geistliches Wohl;
dann das Bistum Eichstätt;
ab 1144 gehörtet ihr zur Würzburger Bischöflichen Kirche von Markt Erlbach - und ihr seid ja dann auch jedes Jahr an Kiliani mit eurem Kaplan zu eurer Mutterkirche St. Kilian hinübergezogen - euer Kreuz und eure Reliquie vorweg - und euer Kaplan musste dann drüben die Messe lesen!

1278 kam dann das Patronat für Eure Kirche an unser Kloster in Heilsbronn - und das war gut so. Denn viele Höfe aus euren Dörfern gehörten ja damals schon zu unserm Kloster; und unsere Heilsbronner Mönche haben euch ja erst gezeigt, wie man Weiher anlegt, wie man Bienenstöcke baut und wie man Weinberge anlegt; und meine Köchin, die Brunhilde, ist ganz verrückt nach eurem Dippoldsberger Schafskäse!

Viele von euch können sich noch selber erinnern, wie vor 48 Jahren eure Glocke geweiht worden ist; und noch mehr erinnern sich daran, wie ihr anno 1435, also erst vor 36 Jahren, endlich selbstständige Pfarrei wurdet; das wird wohl eure bisher größte Feier gewesen sein!

Und nun steht er da - euer herrlicher Turm!

(tritt erneut an den Turm und seine Gesten zeigen seine Bewunderung)

Ich selber hätte ihn euch nicht gebaut - ihr wisst ja: Uns Zisterziensern genügen Dachreiter auf unseren Kirchendächern.

Aber nun steht er da - Ergebnis eurer jahrelangen Mühe; ich sage bewusst: Ergebnis eurer Mühen; denn ohne eure Mithilfe wäre der Turm heute noch nicht einmal ein Viertel so hoch! Darum ist er wirklich euer Turm!

(weist wieder auf den schönen Turm)

Er dient eurem geistlichen Wohl und auch dem leiblichen Wohl:
Unten im Turm ist jetzt der Chorraum mit dem Altar, an dem Ihr die Eucharistie feiert - so dient er eurem geistlichen Wohl.
Und darüber - hinter den dicken Mauern, die selbst den neumodischen Kanonen standhalten werden - ist Platz für eure Frauen und Kinder und für euch selber, wenn feindliche Soldaten euer Dorf heimsuchen wollen; so dient er auch eurem leiblichen Wohl.

(deutet auf die drei sichtbaren Türmchen - weist "hinter den Turm", wo das vierte zu denken ist.)

Und von den vier Scharwachttürmchen aus könnt ihr Ausschau halten, um den heranrückenden Feind rechtzeitig erkennen zu können.

(weist ein letztes Mal voll Bewunderung auf den Turm)

Dieser euer stolzer Turm wird den kommenden Zeiten widerstehen! Für viele hunderte von Jahren wird er in eurem Dorf der Mittelpunkt sein! Ja, er wird auch in fernen zukünftigen Zeiten noch dastehen; vielleicht auch noch dann, wenn viele Menschen glauben werden, keine Kirche mehr zu brauchen.


(Vorhang zu)

 
 
     
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