Heimatgeschichtliche Zusatzinformationen zu
Kirchfarrnbachs
Sagen
 

Zwei Sagen erzählte man sich in Kirchfarrnbach:
Die Sage von der Jungfernquelle und die Sage vom Steinkreuz.

 
Georg Ruf steht über der zugeschütteten Jungfernquelle. Etwa drei Meter links daneben wäre die Verlaufslinie des Rohres
  Orientierungshilfe: Das Rohr zeigt ungefähr in der Verlängerung vom Standort des Georg Ruf (Jungfernquelle) zum Dorf hinüber
     
   

Die Sage von der Jungfernquelle
erzählt von Karin Henning


Ein Rohr führt ungefähr von der ehemaligen Jungfernquelle zum Farrnbach. Man kann dieses Wasser durchaus als Jungfernquellenwasser bezeichnen. Gegenüber ist das Rohr erkennbar, das in den Weiher von Bild oben rechts führt. Trotz der stümperhaften Manipulationen am Quellhorizont (auch an anderen Stellen des Eichwaldes) fließt auch bei großer Trockenheit noch Wasser aus diesem Rohr.

 


Drei wunderschöne Jungfrauen zeigten sich immer wieder im Dorf, wenn zum Tanz aufgespielt wurde. Die Burschen warteten schon sehnsüchtig auf ihr Erscheinen, um mit diesen anmutigen Wesen zum Tanze zu schreiten.

Jedoch immer zur Mitternachtsstunde verschwanden die holden Maiden und wurden nicht mehr gesehen bis zum nächsten Tanzfest. So sehr die Burschen sich auch bemühten, die Jungfrauen zurückzuhalten, es gelang ihnen nicht und sie erfuhren niemals, wer die Schönen waren und woher sie kamen.

Als an einem Tanzabend ihre Neugier zu groß geworden war, beschlossen sie, ihnen heimlich zu folgen. So wurden sie gewahr, dass die Jungfrauen in der Quelle im Eichwald verschwanden.

Seit jener denkwürdigen Nacht wurden die geheimnisvollen Jungfern nie mehr gesehen. Dem Wasser der Jungfernquelle wird seitdem nachgesagt, dass es demjenigen, der davon trinkt, ewige Jugend und Schönheit verleiht.

 

     

Aus der Gemeindebeschreibung von Kirchfarrnbach vom Jahr 1875:
"Dem Bachberge gegenüber auf dem linken Ufer des Farrnbachs, der sich vom Westen auf Nordosten immer hart an dem Fuße der Dillenberge hinzieht und durch den sogenannten Jungfernbrunnen, einer starklaufenden Quelle am Bachberge, seinen Hauptzufluss erhält, ist ein mäßig hügeliges Terrain, worauf in sonniger Lage in der Richtung von West nach Ost das Dorf Kirchfarrnbach hingebaut ist..."
(Hervorhebungen durch W. Bayer)

Aus Geschichten einer Jugend von Dethardt Lauter, dessen Vater hier Pfarrer von 1885 bis 1894 war:
"Der Dillenberg hatte stellenweise urwaldähnlichen Charakter. Er war so dicht, dass man kaum in ihn eindringen konnte, aber stundenweit führten schmale Fußpfade durch ihn hindurch, kreuz und quer, man musste aber genaue Ortskenntnis besitzen, wollte man sich in ihm zurechtfinden. Viele Bächlein durchzogen ihn und ganz in der Nähe des Dorfes sprudelte aus einer Felsengruppe der Jungfernbrunnen, eine kristallklare, köstliche Quelle, die in ein Rohr gefasst war. Jeden Morgen mussten die älteren Geschwister von dem etwa sieben Minuten entfernten Sprungquell für den Vater einen Glaskrug voll des herrlichen Wassers holen, der für Vater ein direkter

 

Gesundbrunnen war. Wie oft sagte Vater zu uns Kindern: 'Achtet dies köstliche Wasser, es kommt unberührt aus dem Felsen und ist eine köstliche Gottesgabe.'"
(Hervorhebungen durch W. Bayer)

Aus Veränderung und Beständigkeit: Erinnerungen von Hermann Dietzfelbinger (2. Aufl. - München: Claudius Verlag, 1984 Seite 30):
„Wenn der Großvater mit dem Fahrrad von Dietenhofen herüberkam, war es für uns Enkel eine Ehre, ihm von der nahe gelegenen Farrnbach-Quelle am Waldesrand frisches Trinkwasser zu holen. Dies sei das beste Wasser in der ganzen Gegend, meinte er. Besser war es jedenfalls als das Wasser aus unserem Pumpbrunnen unterhalb des Pfarrhauses, das man mit Eimern und Bütten in die Küche schleppen mußte und in dem nicht selten Schnecken und andere kleine Tiere zu finden waren.“
(Der Vater des Autors war von 1908 bis 1925 Pfarrer in Kirchfarrnbach. Hermann Dietzfelbinger wurde 1955 bayerischer Landesbischof und 1967 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Hervorhebungen durch W. Bayer)

     

Die Sage vom Steinkreuz ist leider den bisher befragten Kirchfarrnbachern nicht mehr geläufig. Am Mühlweg gegenüber dem heutigen Anwesen Fliehr stand bis vor etwa gut einem halben Jahrhundert ein Steinkreuz. 1943(?) ermahnte noch das Landratsamt die Gemeinde, das ziemlich stark beschädigte Steinkreuz instandzusetzen. Die Lage wird mit etwa 50 Meter vom Ortskern (?) entfernt am Mühlweg angegeben.

"Am östlichen Ausgang des Ortes, am Wege zum Jungfernbrunnen, stand ein Steinkreuz, 64 x 77 x 18 cm, war aus Keupersandstein und hatte auf der Vorderseite ein H eingeritzt. Der Stein war abgebrochen und lag am Boden. 1950 bei einem Straßenbau ist der Stein verschwunden." (Franz Zettler: Das Steinkreuz, 1960 Seite 16)

Ein Müllersbursche aus Klausaurach (?) soll dort einen Mann erstochen(?) haben, der zurück in sein Dorf(?) wollte.

 
 

Es war kein Gedenkkreuz für einen Unfall, der sich dort ereignet hat sondern ein sogenanntes Sühnekreuz, mit dem eine Bluttat, das heißt ein Totschlag einst verbunden war. Die Sitte, einem Erschlagenen einen Stein zu setzen, geht auf einen germanischen Rechtsbrauch zurück. Zur Abwehr der Blutrache konnte ein Totschlag durch Bezahlung des sogenannten Wer- oder Manngeldes an die Hinterbliebenen gesühnt werden. Die Steinsetzung war ein Teil der Sühneleistung. Die Kreuzform entstand nach Einführung des Christentums. Dieser Rechtsbrauch fand mit der Halsgerichtsordnung Karls V. im ersten Drittel des sechzehnten Jahrhunderts sein Ende.

Die nächsten noch erhaltenen Kreuze dieser Art gibt es bei Oberreichenbach und bei Hirschneuses.

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