Heimatgeschichtliche Zusatzinformationen zur
Kirchfarrnbacher Schule 1562 bis 1969

     
 
Früheste Kunde in den Akten des Kirchfarrnbacher Pfarrarchivs von einem Schulmeister aus dem Jahr 1562: "Item des Schulmeisters Besoldung". Es ist ein einzelnes Blatt und ist wohl unbeabsichtigt über die Jahrhunderte erhalten geblieben.
  Das erste Schulhaus in Kirchfarrnbach war ein Torhaus. Das Tor führte zur Kirche und zum Gottesacker. 1596 wurde es entweder neu errichtet, oder es wurde das bereits bestehende Torhaus (Wehrkirche!) zum Schulhaus umgebaut. Diese Planzeichnung aus dem Pfarrarchiv ist ohne Jahreszahl. Hinter den rechten drei Fenstern des ersten Stocks war das Schulzimmer, das linke Fenster gehörte zur Lehrerwohnung. Hinter dem rechten unteren Fenster waren drei Toiletten. Im Erdgeschoss gab es neben der Tenne, der Treppe und dem Backofen auch noch einen Stall. Durch Umbauten wurde die Dachform geändert und die Zahl der oberen Fenster auf sechs erhöht.
     
 

In Betreff der Schulverhältnisse berichtet der Vogt von Neuhof unterm 25. Juli 1608:

"Vor zwölf Jahren beantragten die Heiligenpfleger H. Schmidlein und Konz Löslein zu Kirchfarrnbach, dort ein Schulhaus zu bauen, der lieben Jugend zum Besten, zuvörderst aber zur Mehrung des Gottesdienstes, und baten um etliche Baustämme, welche ihnen auch verwilligt worden sind.

Die ganze Gemeinde war damit zufrieden, bis seit vier Jahren ein Schneider darin wohnt unter dem Schein, als ob er den Schuldienst versehe, welches aber durchaus nicht geschieht. Denn der Pfarrer hat es also gehalten, daß er nur die Kinder solcher Eltern, die es ihm genugsam lohnen konnten, unter die Hand genommen, etwa drei Monate im Jahr Schule gehalten und, wie man sagt, die Kinder so lang gelehrt hat, bis die Bratwürste ein Ende genommen.

Die übrigen Kinder, die unvermöglich sind und nicht bisweilen etwas durch die Gurgel jagen können, müssen in anderen Dörfern und unter fremder Herrschaft in die Schule laufen, über welches die Gemeinde sehr verdrießlich ist. Der Schneider und vermeinte Schulmeister hat selbst ein Häuslein, welches wir ihm für den Wildmeister zur Wohnung haben abbestehen oder abkaufen wollen, welches er aber aus Verhetzung des Pfarrers nicht eingehen wollte.

Er verkaufte es aber gleichwohl an den Schneider Enderlein von Wilhermsdorf, also einen Fremden, und will sich, da er kein Losament mehr hat, durch Hilf des Pfarrers wieder in das Schulhaus einflicken, welches ich ihm aber nicht gestatten kann, er halte denn Schule, daß die Gemeinde mit ihm zufrieden ist.

Da er aber solches nicht thun will, so hat sich schon allbereits ein ehrlicherer und wohlverständiger Schneidersmann, der auch eine schöne Handschrift macht, angegeben, solche Schule wiederum in Aeusserung zu bringen, welches ich für das Beste erachte. Denn hat der vermeinte Schulmeister und Schneider vorhin keine Schule gehalten, viel weniger wird er es hernach thun, wenn er sich wieder einschleicht..."

Verwalter und Richter in Heilsbronn antworteten: "So wollet ihr den unfleißigen Schulmeister abschaffen und mit Vorwissen des Herrn Pfarrers den anderen Tüchtigeren annehmen und ihm einbinden, daß er neben seiner Verrichtung bei der Kirche auch die Kinder fleißig unterrichte..."

aus Georg Muck, Geschichte des Klosters Heilsbronn II S. 35 ff.Nördlingen 1879; Abschnitte und Hervorhebungen durch den Verfasser

 
     
 

In diesem "neuen" Schulhaus nördlich der Kirche wurde von 1865 bis 1969 unterrichtet. Die letzten Kirchfarrnbacher Lehrkräfte, Erika und Wilhelm Bayer haben dieses Gebäude gekauft.

Links der Lageplan für das "alte" Schulhaus südlich der Kirche. Die Steine dieses Schulhauses hat der damalige Schulmeister Graf ersteigert und damit Nr. 38a (Weiß) erbaut.

     

Bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs waren die Kirchfarrnbacher Pfarrer als "Lokalschulinspektoren" die Vorgesetzten der Kirchfarrnbacher Lehrer. So finden sich in den Akten, eingeordnet unter "Niederer Kirchendienst", auch Aufzeichnungen über "besondere Verhaltensweisen" der Lehrkräfte.

Zwei dieser Aufzeichnungen wurden in unseren Sketch über den "Bratwurst-Schulmeister" eingearbeitet:

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verließ der "dem Trunke ergebene" Schulmeister Wettengel während der (sicher langen) Predigt seine Orgelbank und begab sich ins nahegelegene Wirtshaus (Nr. 4).
Und um die Mitte des 19. Jahrhunderts schlug der damalige Schulmeister Graf dem Schüler Fritz Schwarz (weil sich dieser verrechnet hatte) mit dem "spanischen Rohr" so stark auf den Kopf, dass eine Beule entstand "so groß wie eine Welsche Nuß" (Walnuss).

     

Man kann sich heute nur schwer vorstellen, wie einst der südliche Kirchhof aussah. Den Eingang bildete ein Torhaus, das 1596 (wahrscheinlich) zum Schulhaus ausgebaut worden war. In diesem stets reparaturanfälligen Gebäude ging es recht eng zu. Im Jahre 1858 zum Beispiel besuchten etwa 140 Schüler aus dem Kirchensprengel die Schule. Schichtunterricht war erforderlich. So wurde 1865 nördlich der Kirche ein neues Schulhaus gebaut, das alte abgetragen. An der südöstlichen Ecke des Kirchhofes stand einst das Totengräberhaus (auch "Kirchenhäuschen“) das im vorletzten Jahrhundert die Hausnummer drei bekam und 1893 abgebrochen wurde. An der Kirchhofmauer kann man trotz Abtragungen und Erneuerungen heute noch Spuren von beiden Gebäuden entdecken.

Nördlich der Kirche steht das 1865 erbaute ehemalige Schulhaus. Im Nebengebäude war Platz für eine Kuh und zwei Schweine, denn auch die Lehrer mussten früher zusätzlich eine kleine Landwirtschaft betreiben, um existieren zu können.

 

Das Schulhaus hatte zwei Klassenzimmer für die schulpflichtigen Kinder aus Kirchfarrnbach, Dürrnfarrnbach, Meiersberg, Dippoldsberg, Altkatterbach, Kreben und Oberndorf. Eine Stunde dauerte z.B. der einfache Schulweg der Dippoldsberger Kinder.

Wie aus einer Schulstellenbeschreibung aus dem Jahr 1908 hervorgeht, besorgten damals die Lehrer das Heizen und Reinigen der Unterrichtsräume. Der Inhaber der ersten Schulstelle war zugleich Kantor, Organist, Mesner und Glöckner, wobei einige der „niederen Kirchendienste“ gegen Bezahlung vergeben werden konnten. 131 Schüler besuchten die beiden Klassen, dazu kamen noch 61 Sonntagsschüler. 1910 wurde schließlich für die Orte Dippoldsberg, Meiersberg und Altkatterbach in Dippoldsberg eine eigene Schule errichtet.

     
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