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1100
Jahre Christen in Kirchfarrnbach
Manuskripttext
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1.
Religiöse Vorstellungen der heidnischen Ureinwohner
In
unserer Gegend sind zahlreiche Hügelgräber gefunden
worden:
Sie künden von religiösen Toten-Kulten der Bewohner
vor 3.000 Jahren!
Vor 2.000 Jahren siedelten Germanen-Stämme in Main-Franken:
Markomannen und Sweben zogen weiter; die Hermunduren gingen
im Großreich der Thüringer auf, das vom Harz
bis zur Donau und von der Tauber bis in die Oberpfalz reichte.
Auch
im wilden Urwald um unserer Heimat werden kleine Gruppen
gehaust haben. Unter anderen Quellen gibt es das Buch "Germania"
des römischen Geschichtsschreibers Tacitus, der über
die religiösen Bräuche der Germanen berichtet:
Für Stämme, deren Lebensinhalt die Jagd und der
Krieg waren, ist es klar, dass der Oberste Gott der Kriegs-Gott
war, genannt Odin oder Wotan. Er sollte nicht nur Siege
ermöglichen, sondern auch die richtige Organisation
und Ordnung der Gemeinschaft garantieren. Er wechselt gern
seine Gestalt, als großer Mann in blauem Mantel, als
Adler oder Rabe; aber üblicherweise kommt er auf dem
Pferd daher, den wundersamen Ring am Finger und den Speer
in der Hand.
Ihm
werden besondere Waldstücke geweiht, heilige Haine,
in denen gottesdienstliche Versammlungen stattfinden, mit
Liedern und Gelagen.
Ihm werden große Opfer gebracht, Tiere, aber auch
Menschen:
So müssen wir uns vorstellen, dass im Heiligen Hain
um das Heilige Zentrum an den Bäumen zahlreiche Pferde
und Kriegsgefangene hingen, aufgehängt zur Ehre Wotans,
heilige Opfer, die den obersten Gott freundlich stimmen
sollen.
Wer
zur Ehre Wotans lebt und kämpft und dabei getötet
wird, kommt nach Walhall: Dort hat er Gemeinschaft mit Wotan
in der Unsterblichkeit!
(abwechselnd
vorgelesen von Dominik, Tobias, Sebastian)
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2.
Der Weg der christlichen Missionare
Die
Ramona und ich haben vorhin in den Lesungen daran erinnert,
wie der Herr Jesus seine Jünger in die Welt hinaussendet,
dass sie seine Zeugen werden, dass sie verkündigen
und taufen und lehren, von Jerusalem ausgehend bis ans Ende
der Welt. Wenn wir heute über zwei Milliarden Christen
in der Welt sind, ist dies der Erfolg dieses Taufbefehls,
dieses Missionsbefehls!
Wie
der Weg des Evangeliums hierher in unsere Gegend war, können
Sie mitverfolgen an Hand der Skizze, die wir für Sie
vorbereitet haben:
Ausgangspunkt
war die Urgemeinde in Jerusalem! Gerade die Verfolgungen
der dortigen Behörden verbreiteten die Christen in
die umliegenden Länder, u.a. nach Judäa, Samaria,
Galiläa und Syrien.
Antiochien
wurde zum Ausgangspunkt des wohl größten Missionars
aller Zeiten, des Apostels Paulus, der mit seinen Freunden
über die heutige Türkei - Griechenland - Italien
bis nach Spanien die Botschaft Jesu ausbreitete. In ganz
Nord-Afrika entstanden sehr schnell blühende Gemeinden.
Ein
Grund für diese rasante Verbreitung des Christentums
waren die guten Verkehrswege im Römischen Reich, auf
denen nicht nur Missionare, sondern auch Händler und
Touristen, Soldaten und Politiker, die Botschaft weitertrugen.
Vom
Mittelmeer kam die christliche Botschaft nach Gallien und
nach Britannien und Irland. Dort fand es bei dem Stamm der
Skoten besonders gläubige Nachfolger - die sogenannten
"Iro-Schottischen Mönche". Die hatten -so
ähnlich wie später die Handwerksburschen - die
Verpflichtung, gefährliche Reisen in die Ferne zu unternehmen.
Auf diesen Reisen kamen sie zurück nach Gallien.
Von
dort wagten sie den Weg nach Osten über der Rhein,
hinein in das main-fränkische Gebiet, auch hinein in
den gräußlichen Urwald, der damals unsere Heimat
bedeckte. So kamen die ersten christlichen Boten in diese
Gegend.
(abwechselnd
vorgelesen von Kathrin und Marina)
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3.
Chlodwig - Bonifatius - Karl der Große
Entscheidend wichtig für die weitere Entwicklung wurde
die Bekehrung der heidnischen Franken in Gallien, die in
den kommenden Jahrhunderten auch unser Gebiet eroberten.
Die Geschichte lief so:
Zu Weihnachten 496 ließ sich der Franken-König
Chlodwig taufen. Mit ihm zusammen ließen sich auch
dreitausend weitere Grundherren taufen. In der Folgezeit
besiegte das Christentum allmählich ganz das fränkische
Heidentum. Allerdings war es um den "Christlichen Lebenswandel"
der Franken zunächst sehr schlecht bestellt:
Vom König angefangen hielten sie den Christus eher
für einen nützlichen Bundesgenossen im Kampf gegen
andere Stämme als dass sie sich um eine Frömmigkeit
"im Glauben und in der Liebe" und um das Einhalten
der 10 Gebote bemühten.
Dieses Mal war es ein angelsächsischer Mönch,
der Besserung brachte: Bonifatius! Er wirkte als Missionar,
etwa bei den heidnischen Friesen. Er wirkte aber vor allem
als Organisator der Kirche. Vom Papst ließ er sich
Sondervollmachten geben. Dann ordnete er bestehende Bistümer
und gründete neue.
In unserer Gegend gründete er 741 die beiden Bistümer
Würzburg und Eichstätt. Auf vielen Kirchenversammlungen
sorgte er für Beschlüsse, die Bischöfe und
Priester und Laien zu einem besseren christlichen Leben
und Zusammenleben verpflichteten.
Unter Karl dem Großen wurde das Fränkische Reich
zum riesigen Großreich, in dem die christliche Kirche
zum Blühen kommen sollte. Karl verstand sich ausdrücklich
als Schutzherr und auch als Leiter der Kirche im Christlichen
Abendland: Unterworfene heidnische Völker mussten zwangsweise
Christen werden. Die Aufsichts-Rechte und -Pflichten der
Bischöfe wurden verstärkt. Die Ausbildung der
Pfarrer wurde verbessert:
Sie mussten ein Mindestmaß an Theologie kennen, sie
mussten wissen, wie man eine gute Predigt hält, sie
mussten sich um die Sittlichkeit bemühen - bei sich
selber und beim Volk. Bei allem Respekt dem Papst gegenüber
machte er unmissverständlich klar: Der Papst ist zuständig
für das geistliche Leben! Die weltliche Macht bleibt
ungeteilt beim König!
(vorgelesen
von Sebastian und Dominik)
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4.
Kirche und Gemeinde in Kirchfarrnbach und Hirschneuses
Am
Freitag-Abend haben wir ja viel über die Entwicklung
Kirchfarrnbachs gehört:
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Um 750 wurde am Schnittpunkt wichtiger Straßen ein
Königshof errichtet, mit Kaserne, Landwirtschaft -
und wohl schon sehr bald auch einer Kapelle. Zunächst
war dieses Gotteshaus wohl aus Holz roh gebaut; aber es
spricht viel dafür, dass es bereits dem Petrus und
Paulus gewidmet war!
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Ursprünglich geistlich betreut vom Kloster Herrieden
kamen Kirchlein und Gemeinde 903 unter den Bischof von Eichstätt
und erst 1144 unter den Bischof von Würzburg.
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Irgendwann in diesen 400 Jahren haben die Farrnbacher am
Dillenberg Steine gebrochen und die erste steinerne Kirche
gebaut.
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Die Muttergemeinde war Markt Erlbach - dorthin zog am Peter-und-Paul-Tag
die Gemeinde in einer großen Prozession, voran das
Kreuz und die Reliquien und der Kaplan - der musste dann
in Erlbach in der Kilians-Kirche predigen.
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Seit 1278 hatte das Kloster Heilsbronn die Aufsicht und
die Rechte über Kirche und Gemeinde in Kirchfarrnbach.
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Als Kirchfarrnbach 1435 eigene Pfarrei wurde, gehörte
Hirschneuses schon lange als Tochtergemeinde dazu; übrigens
bestand damals schon die heutige neusemer St. Johannes-Kirche!
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1471 konnten sich die Kirchfarrnbacher einen Turm leisten
- sie müssen gute Sponsoren gehabt haben, denn eigentlich
gehört auf eine Kirche des Zisterzienser-Klosters Heilsbronn
nur ein Dachreiter!
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Nun, der Turm und die Mauer um den Kirchhof, der Friedhof
war, machten aus der Kirche Kirchfarrnbach eine typische
fränkische Wehr-Kirche!
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Übrigens konnten die Farrnbacher in den Turm ihre alte
Glocke von 1423 mit zwei neuen Glocken zu einem richtigen
Galäut vereinen!
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Bei gutem Wind schallten die dann hinaus zu den Dörfern,
die seit je zu Kirchfarrnbach gehören:
Dürrnfarrnbach, Meiersberg, Dippoldsberg, Katterbach,
Kreben, Oberndorf.
(vorgelesen
von Silke und Marina)
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5. 1517
- 1533: Von Wittenberg über Nürnberg zu uns
Als
Martin Luther 1517 seine Thesen an die Tür der Schlosskirche
in Wittenberg anschlug, wollte er keine neue Kirche gründen,
sondern seine "Heilige Katholische Kirche“ von
Fehlern reinigen.
Die Notwendigkeit dieser Reinigung war so groß, dass
alles was Martin Luther schrieb und veröffentlichte,
im Nu durch ganz Deutschland, ja durch ganz Europa, verbreitet
wurde.
Die
freie Reichsstadt Nürnberg wurde zu einem Zentrum lutherischer
Erneuerung: Es gab dort Druckereien und Buchhandlungen,
Schulen und Intellektuelle, großartige Haupt?Prediger
an den beiden großen Kirchen St.Sebald und St.Lorenz.
Nicht zuletzt Handwerker, Kaufleute und Künstler waren
an Luther interessiert und unabhängig genug, dazu gebildet
und wirklich gläubige Christen, sodass in Nürnberg
bereits 1525 die Lehre Martin Luthers die Stadt prägte:
Allein
Jesus Christus - und nicht noch andre Heilsbringer,
allein mein Glaube - und nicht auch noch meine eigenen Werke,
allein Gottes Barmherzigkeit - und nicht sein Rechtsanspruch,
allein die Bibel - und nicht noch andere Offenbarungs-Traditionen,
diese vier Allein sind Grundlage meines Seelenheils!
Dazu
kam bei den Lutherischen die Lust am schönen Choralsingen,
die Freude, selber in der Bibel zu lesen, unabhängig
vom Priester, die Überzeugung, dass Hostie und Kelch
auch dem Laien zu reichen sind, das Gefühl einer großartigen
Christlichen Freiheit, die nicht begrenzt wird durch päpstliche
Erlasse, sondern durch die liebevolle Verantwortung im Geist
Jesu Christi!
Kein
Wunder, dass auch die Pfarrer um Nürnberg herum ihr
Herz öffneten für diese neue Art des Christentums
- und sie öffneten auch die Herzen ihrer Gemeindeglieder.
Zu diesen Pfarrern gehörte auch Fritz Kerer in Kirchfarrnbach:
Während in Langenzenn durch den Einfluss des dortigen
Klosters Luthers Lehre bekämpft wurde, folgte Kirchfarrnbach
immer mehr der neuen Lehre - und Hirschneuses selbstverständlich
ebenfalls!
So
gelten beide Gemeinden 1533, als der Nachfolger Kerers,
Pfarrer Fuchs, seinen Dienst antritt, als evangelisch?lutherisch.
Übrigens hatte sich der Markgraf in Ansbach, Georg
der Fromme, in dieser Zeit ebenfalls für die Reformation
Martin Luthers entschieden!
(vorgelesen
von Ramona und Hanna)
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6.
Der 30-jährige Krieg
Angeblich
war der Dreißigjährige Krieg ein "Glaubens-Krieg".
In Wirklichkeit kämpften in dieser europäischen
Katastrophe Kaiser, Könige und Feldherren um die Machtverteilung
in Europa - die verschiedenen Konfessionen waren nur zweitrangig
wichtig! Allerdings entschied sein Ausgang über politische
und konfessionelle Verhältnisse in Deutschland für
lange folgende Jahrhunderte!
Evangelische Fürsten hatten sich in der Union verbündet,
katholische Fürsten in der Liga. Der berühmteste
evangelische König war der Schwede Gustav Adolf, der
berühmteste katholische Herrscher war Kaiser Ferdinand
II., die berühmtesten Feldherren des Kaisers waren
Tilly und Wallenstein, berühmte Schlachten sind die
bei Lützen und die an der Alten Veste bei Fürth.
So lernen
wir es in der Schule. In der Regel lernen wir nicht die
furchtbaren Grausamkeiten und die fürchterlichen Folgen
dieses Kriegs. Kirchfarrnbach selber wurde offenbar noch
relativ verschont, aber die andern Dörfer wurden teils
völlig niedergebrannt und verödeten.
Seit
1632 gab es für 20 Jahre keinen Kirchfarrnbacher Pfarrer.
Was Mord und Totschlag, Vergewaltigung und Plünderung
nicht schafften, erledigte dann vielerorts die Pest-Seuche.
Europa brauchte 100 Jahre, bis es wieder den Bevölkerungsstand
wie vor dem Dreißigjährigen Krieg hatte!
Und
doch haben gerade diese Jahre herrliche Vertrauenslieder
hervorgebracht, in denen Gott "trotz allem" Leben
und Zusammenleben anvertraut werden. Paul Gerhardt dichtete
in dieser Zeit:
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt,
der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der Wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Übrigens
kamen wegen der konfessionellen Bestimmungen des Westfälischen
Friedens nach dem Dreißigjährigen Krieg viele
Exulanten aus Österreich und Bayern in unsere Dörfer
- der Name Redlingshöfer erinnert noch daran!
(vorgelesen
von Teresa und Silke)
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7.
Königlich-Bayerische Pfarrer im Kgl-Bay. Pfarrhaus
1806
kam unser Gebiet nach 15-jähriger preußischer
Herrschaft an Bayern. Der katholische bayerische König
wurde damit Oberhaupt unserer Gemeinden, unsere Pfarrer
wurden "Kgl.- Bay. Pfarrer". Pfarrer Weber war
der erste - noch am 11. Juni 1806 auf den König vereidigt!
Es folgten die Pfarrer Nusch, Herrmann, Lips, Eiffländer,
Ostermeier, Knopf, Lauter, Weickmann, Dietzfelbinger.
Eiffländer
baute 1865 das neue Schulhaus, Lauter baute 1891 das neue
Kirchenschiff, Weickmann kann dann mit seinen 13 Kindern
im Juni 1901 ins neue Pfarrhaus einziehen. Dieses neuerbaute
"Königlich-Bayerische" Pfarrhaus wird in
den Akten gerühmt: Es sei wie das Landschlösschen
einer Nürnberger Patrizierfamilie gestaltet!
Zum
Anwesen gehören noch die Pfarrscheune und das Nebengebäude
mit Stall und Backhaus. Die Kirchenverwaltung überträgt
der König einem Konsistorium. Den Pfarrern überträgt
er die Aufsicht über Schule und Lehrer. Ja, es war
schon etwas Besonderes, ein Kgl.-Bay.-Pfarrer zu sein.
Nach
1918 entstand die "Evang.-Luth. Kirche in Bayern"
als sich selbst verwaltende Landeskirche; zu ihr gehören
seitdem unsere Pfarrer; ihre Namen: König, Arndt, Zahradnik,
Ulrich, Hubel und Putz. - Sie gehörten zum Dekanat
Markt Erlbach. Nach dessen Auflösung gehören sie
heute zum Dekanat Neustadt.
(gelesen
von Dominik)
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8.
Christ-Sein in 3. Reich
Im
Parteiprogramm der Nationalsozialisten von 1924 steht:
Die NSDAP unterstützt ein "positives Christentum".
Prinzipiell konnte man dies so auffassen: Die NSDAP unterstützt
die positiven Wirkungen jeder christlichen Kirche. Es erwies
sich bald, dass es anders gemeint war, nämlich so:
Die NSDAP unterstützt einzelne Christen nur solange,
wie sie sich der NSDAP gegenüber positiv, also kritiklos,
verhalten; und die christlichen Kirchen - die sollten nach
dem großen Sieg völlig beseitigt werden.
So
mussten Christen im 3. Reich ihre Entscheidung treffen:
- Passe ich mich dem NS?Staat an, indem ich aus der Kirche
austrete?
- Versuche ich, in der Gruppe "Die Deutschen Christen"
parteikonform meinen Glauben zu leben?
- Bleibe ich in der Kirche und "gehe in die innere
Emigration"?
- Lasse ich mich ausdrücklich mit der Hitler-kritischen
Gruppe "Die Bekennende Kirche" ein?
- Lasse ich mir die kleine rote Mitgliedskarte ausstellen?
Auch
in unseren Dörfern wird es Christen aller vier Entscheidungen
gegeben haben - manche aus Überzeugung, manche aus
Feigheit, manche aus - wie sie es erklären würden
- Klugheit. Auf jeden Fall wird es auch Träger der
kleinen roten Karten der BK gegeben haben - vielleicht ist
sogar der eine oder andere mit den Sonderzügen nach
München gefahren, als im Herbst 1934 unser Landesbischof
Meiser schon abgesetzt worden war und dann doch wieder ins
Amt gelassen worden ist - wegen des Protestes vieler mutiger
Christen!
Heute
ist es leicht, über den Kirchenkampf der damaligen
Zeit die Nase zu rümpfen, weil auch die Bekennende
Kirche nicht mutig genug Hitler kritisiert habe. Für
Leute, die damals die Auseinandersetzungen miterlebt haben,
bleibt der Kirchenkampf zwischen 1934 und 1945 eine Zeit
der gnädigen Bewahrung der Kirche durch die Hand Gottes.
Auch
der berühmteste Märtyrer, das heißt bis
zum Tod bereiter Zeuge Jesu, der evangelische Pfarrer Dietrich
Bonhoeffer verlässt sich in dieser Zeit auf Gott und
dichtet:
Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
(vorgelesen
von Lydia und Kathrin)
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9.
Christentum - heute und morgen?!
Wir
haben im Konfirmandenunterricht gefragt: Was ist am Christentum
überholt? und fanden die Antwort: Alle Selbstgerechtigkeit,
Scheinheiligkeit, Arroganz alles Pharisaertum, aller Machtanspruch,
aller Herrschaftsanspruch!
Und
wir haben gefragt: Was ist am Christentum zeitgemäß?
und fanden als Antwort: Alles, was gelingendes Leben und
Zusammenleben fördert!
Weiter
haben wir gefragt: Was wollen wir als Christen "zurückdrängen"
und was wollen wir "voranbringen"? Einige Antworten:
Gegen
den Krieg wollen wir für den Frieden eintreten,
gegen den Neid und die Missgunst und die Eifersucht,
für die Großzügigkeit,
gegen die Rachsucht für die Versöhnung,
gegen den Hass,
für die Liebe,
gegen Schlitzohrigkeit und Misstrauen,
für Vertrauen und Redlichkeit.
Weil
wir doch alle von Gott gleichgeschaffen sind:
Gegen den Egoismus
für die Gerechtigkeit.
Weil
wir doch jeden Tag etwas haben, was nicht selbstverständlich
ist:
Gegen die Unzufriedenheit,
für die Dankbarkeit.
Weil
wir eben leider - oder vielmehr "Gott sei Dank"
- verschieden sind:
Gegen die Unduldsamkeit,
für die Toleranz.
Beim
Herrn Jesus können wir lernen, mit Fantasie und Verständnis
füreinander und miteinander zu leben. Dazu bietet uns
Jesus den Geist der Ruhe und der Gelassenheit an, gerade,
wenn es um uns und in uns hoch hergeht. Er zeigt uns die
großartigen Möglichkeiten, die Menschen bekommen,
wenn sie miteinander reden, auch wenn sie über alles
mit Gott reden.
Er lädt
uns ein, aus seiner Vergebung Kraft zu finden für die
Vergebung untereinander. Er zeigt uns, wie sehr Gott diese
Welt und die Menschen liebt, und dass solche Liebe "Das
Band der Vollkommenheit" auch im Zusammenleben ist.
Tobias
Gerade in unserer Zeit lernen wir wieder, wie wichtig liebevolles
Zusammenleben auch zwischen Evangelisch und Katholisch ist.
Seien wir dankbar, dass wir in unseren Dörfern in einem
guten ökumenischen Miteinander leben - seit etwa nach
dem Krieg katholische Mitchristen aus dem Sudetengau zu
uns gekommen sind, haben wir dieses gute ökumenische
Miteinander zunehmend schätzen gelernt, Gott sei Dank!
(vorgelesen
von Hanna und Tobias)
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