Der Volkstrauertag
soll uns an das Leid und die unzähligen Opfer vergangener
Kriege erinnern. Mit ihm wollen wir aber zugleich ein Zeichen
setzen für Frieden, für Versöhnung, für
Verständigung, für Toleranz und Menschlichkeit –
Gedenktafeln und Gräber mahnen uns: tut alles, um neue
Kriege und Gewalt zu verhindern.
Seit 1923
dient das Kirchfarrnbacher Kriegerdenkmal der Erfüllung
dieser Aufgabe, verbunden mit den Gedenkstunden zum Volkstrauertag,
die 1919 vom VDK vorgeschlagen wurden.
Wie wir
alle wissen, herrschte in den folgenden 85 Jahren bis heute
nicht Friede. 1939 bis 1945 wütete der Zweite Weltkrieg.
Und auch danach herrschte in der Welt kein Frieden. Allein
im letzten Jahr gab es weltweit 42 Kriege, manche davon erschreckend
nah.
Unsere
Erinnerung und Trauer soll nicht lähmend wirken, sie
muss vielmehr Anregung und Motivation zum aktiven Einsatz
für den Frieden sein. Unser Volkstrauertag hat inzwischen
die Bedeutung eines Friedensmahntages erhalten.
Ich habe
eine Geschichte gelesen, die von Schülern als Erlebnisbericht
aufgeschrieben wurde.
WIR SPIELEN
KRIEG!
„ Was spielt ihr?“ fragt ein alter Mann die Kinder.
„Wir spielen Krieg!“ Darauf der Alte: „Wie
kann man nur Krieg spielen? Ihr wisst doch sicher, wie schlimm
Krieg ist. Ihr solltet Frieden spielen.“ „Das
ist eine gute Idee“, sagen die Kinder. Schweigen, Beratung,
Tuscheln und wieder Schweigen. Dann tritt ein Kind vor und
fragt: „ Wie spielt man Frieden“?
Frieden
ist nicht selbstverständlich, er ist vielmehr ein hartes
Stück Arbeit für die Regierung, für die Bevölkerung,
für uns.
Weltweit
gibt es immer noch zu viele Waffen: Gewehre, Minen, Panzer,
Flugzeuge, Raketen. Deshalb ist es wichtig, dass sich die
Regierungen in Abrüstungsverhandlungen einigen, dass
sie sich gegenseitig vertrauen und nicht auf die Stärke
ihrer Armeen setzen.
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Die meisten
Menschen wünschen sich nichts sehnlicher, als in Frieden
leben zu können. Ganz gleich ob in Europa, Afrika oder
Asien - niemand möchte, dass Eltern, Kinder oder Freunde
in einem Krieg verwundet oder gar getötet werden. Für
sie alle ist Frieden, wenn es keinen Krieg in ihrer Heimat,
ihrem Land oder ihrer Stadt gibt.
Doch
wenn man sich mit anderen Menschen über Frieden unterhält
wird rasch deutlich, dass jeder Mensch sich etwas anderes
darunter vorstellt. Und wenn die Menschen in unterschiedlichen
Weltreligionen und Kulturen verwurzelt sind, wird es noch
schwieriger, eine einheitliche Meinung zu bekommen.
Für
die einen ist Frieden, wenn sie nicht jeden Tag heftigen Streit
zwischen den Eltern, den Geschwistern oder mit den Nachbarn
erleben müssen. Andere sind über die Zerstörung
der Umwelt empört und fordern einen Frieden der Menschen
mit der Natur. "Hunger und Armut verhindern Frieden",
denken wieder andere. Und muss nicht jeder Mensch zuerst mit
sich selbst ins Reine kommen, damit es Frieden geben kann?
Frieden
ist eben kein bleibender Zustand.
Niemand
weiß, ob Frieden jemals vollständig verwirklicht
werden kann. Auch kann und darf keine Regierung und keine
Person für andere bestimmen, was sie unter Frieden verstehen
sollen. Dies wäre eine sehr unfriedliche Bevormundung!
Deshalb kann man auch sagen, dass Frieden ein langer Prozess
ist und dass jeder Mensch sich an diesem Prozess beteiligen
müsste. In diesem Sinn ist auch der Satz von Mahatma
Ghandi gemeint:
"Es
gibt keinen Weg zum Frieden - Frieden ist der Weg". |
Wir
denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg,Kinder, Frauen
und Männer aller Völker.
Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen,
die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft,
als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. |
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Wir
trauern mit den Müttern und mit allen, die Leid tragen
um die Toten. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung
auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und
unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu
Hause und in der Welt. |