Badbergfest 2004
- Badbergflora -
Freitag, 3. Juli
Die Streuobstwiese
7. Teil

     
 
Unser Ehrenmitglied und Fachreferent Ernst Wolfhard bei seinem Vortrag über die Streuobstwiese
     
   

 

Sprecher: Jedem von uns ist klar: Jetzt sind wir hier auf dem Badberg. Wo aber fängt er an und wie weit reicht er? Beim letztjährigen Badbergfest haben wir erfahren, dass der Badberg seinen Namen vom mittelalterlichen Bad hat, das an der Stelle von Kühns Anwesen war. Also: der Berg am Bad, der Badberg. Zum Badberg gehört der Eichwald als westlichster Ausläufer des Dillenberg-Waldes. Nach Süden zu reicht der Flurname Badberg bis zur Straße nach Oberreichenbach, weiter südlich der Straße erhebt sich der Miesberg. Östlich wird der Badberg begrenzt durch den Wald am Dillenberg, westlich durch die Straße nach Seubersdorf.

Hier oben gab es einen Steinbruch. Zuletzt lieferte er Steine für den Flugplatz bei Unterschlauersbach, Geleise waren gelegt für die Loren, die die Steine dorthin bringen sollten. Die Arbeit verrichteten Kriegsgefangene und unser Georg Ruf (Bergruf) kann so einiges davon erzählen.

Dort wo die Steinbrüche waren sind heute Streuobstwiesen vom Ruf Schorsch und vom Georg Ruf. Und ganz neu hat Werner Fliehr eine Streuobstwiese angelegt. So wurde der Badberg das größte Streuobstwiesengebiet von Kirchfarrnbach. Es gab eine Zeit, da wurde das Entfernen von Bäumen bezuschusst, heute aber hat man den Wert der Streuobstwiesen wieder erkannt. Darüber wird uns nun unser Sangesbruder und Fachmann Ernst Wolfhard referieren. (Bittet ihn auf die Bühne)

Notizen aus dem Vortrag von Herrn Wolfhard:

Streuobstbau bedeutet heute Hochstamm-Obstbau ohne Verwendung synthetischer Behandlungsmittel wie Pestiziden oder Mineraldünger. Ein Obstbaum ist dann ein Hochstamm, wenn die erste Äste frühestens ab 1,80 Meter Höhe anfangen
Charakteristisch am Streuobstbau ist auch die Vielfalt der Obstarten und die noch viel größere Vielfalt lokaler Obstsorten, mindestens 3000 alleine in Deutschland. Streuobstwiesen bieten über 5000 Tierarten eine Heimat. Der Streuobstbau ist in jeder Hinsicht das Gegenteil des Plantagen-Obstbaus mit seinen Niederstämmen, Monokulturen, hohem Mitteleinsatz im Pflanzenschutz und geringer biologischer Vielfalt.
Mit der Nutzung des Wiesenmahdgutes zur Stalleinstreu - wie bei sauren Streuwiesen - hat die Bezeichnung "Streu"-obstwiese übrigens nichts zu tun. Der Begriff bezieht sich auf die lockere, zerstreute Stellung der Obstbäume im Gegensatz zur Obstplantage in engem Reih und Glied.
Vor 40 Jahren ging der Bestand an Streuobstwiesen durch die staatlich prämierten Großrodungen drastisch zurück.
In unserer Gegend sind bei Neidhardswinden verhältnismäßig große Flächen mit Streuobstwiesen. Besonders an Hängen oder schlecht bewirtschaftbaren Flächen werden heute wieder Streuobswiesen angelegt. Ab dem 15. Jahrhundert sind Streuobstwiesen an den Höfen nachweisbar. Als der Obstanbau nicht mehr rentabel war, wurden die alten Obstbäume beseitigt. Niederstämme brachten einen höheren Ertrag. allerdings bei einem enorm hohen Aufwand an Spritzmitteln. Die alten Obstbäume wurden überhaupt nicht gespritzt. Heute gibt es nur noch etwa ein Viertel so viele Streuobstflächen wie früher.

   
   

 

   
     
 
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