Badbergfest 2004
- Badbergflora -
Freitag, 3. Juli
Das Röslein auf der Heide
8. Teil
     
 
Stets aufmerksame Zuhörer
 
     
    Sprecher: Keine andere Blume hat während der Geschichte der Menschheit soviel Ansehen genossen wie die Rose. Mit Rosen beschäftigen sich nicht nur die Rosenzüchter, sondern auch unter den Malern, Bildhauern, Sängern und Dichtern fanden die Rosen ihre Liebhaber. Schon vor zweieinhalb Jahrtausenden wurde die Rose beschrieben. Zur gleichen Zeit wie das Meer die Venus gebar, erschuf die Erde ihre lieblichste Blume, die Rose. Nicht nur die Edelrose kommt in unzähligen Liedern vor, sondern auch die Heckenrose, das Röslein auf der Heide. Wir singen nun alle dieses Lied, das übrigens Johann Wolfgang von Goethe gedichtet hat.

Alle: Sah ein Knab ein Röslein stehn

Sprecher: Was vielen von uns beim Singen dieses weltbekannten Liedes nur halb bewusst ist: Der Rosenliebhaber Goethe schildert in diesem Lied sozusagen durch die Blume die Verführung – manche sagen auch die Vergewaltigung - eines Mädchens durch einen wilden Knaben. Einige Literaturkenner behaupten, dass jener „wilde Knabe“ Goethe selber war und das besagte „Röslein“ dessen erste große Liebe. Sie war eine 18-jährige Pfarrerstochter und hieß Friederike Brion. (Diese verlassene Geliebte Goethes blieb übrigens unverheiratet. Die verführten und verlassenen Mädchen in Goethes Werken fußen auf dieser Begegnung.)

Von der Heckenrose kennen wir alle noch ein weiteres Lied. In der Grundschule oder bereits im Kindergarten haben wir es gelernt. Wer kommt drauf? Eine kleine Hilfe: Weil es ein Rätsellied ist, kommt das Wort Rose oder Heckenrose darin nicht vor. (Raten lassen; eventuell aufsagen oder vorsingen lassen; wenn nicht, dass selber Text vortragen)

„Ein Männlein steht im Walde…“
Singgruppe trägt das Lied vor
1) Ein Männlein steht im Walde
ganz still und stumm.
Es hat von lauter Purpur
ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da steht im Wald allein
mit dem purpurroten Mäntelein?

2) Das Männlein steht im Walde
auf einem Bein
und hat auf seinem Haupte
ein Käppelein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da steht im Wald allein
mit dem kleinen roten Käppelein?

Auch der Dichter dieses Liedes ist uns allen bekannt. Wohl kaum von diesem Kinderlied, sondern von unserer deutschen Nationalhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit“ her, die er vor 163 Jahren gedichtet hat. Es war August Heinrich (eventuell raten lassen) Hoffmannn von Fallersleben.

Hier auf dem Badberg gibt es viele Heckenrosen. Im Mai bis Juni erfreuen sie uns mit ihren duftenden Blüten, im Herbst mit ihren purpurroten Hagebutten. Die Heckenrose wird von 112 Insektenarten genutzt, darunter 22 Schmetterlings- und 10 Wildbienenarten. Als gut verzweigter, stacheliger und dicht belaubter Strauch ist sie ein ausgezeichnetes Vogelschutzgehölz. Die Hagebutten werden von 27 Vogel- und Säugetierarten geschätzt. Auch für uns Menschen sind die Früchte wertvoll. Sie sind start Vitamin-C-haltig und können zur Bereitung von Tees und einer schmackhaften Marmelade genutzt werden.

Im Repertoire des Gesangvereins gibt es viele Lieder, in denen die Rose vorkommt. Wir haben eines ausgesucht, das wir vermutlich noch nicht hier auf dem Badberg gesungen haben: Rosestock Holderblüt

MGV: Rosestock Holderblüt

Wenn man halbierte Hagebutten mit Zuckerwasser in eine große Flasche gibt und an einen warmen Ort stellt, so hat man nach etwa sechs Monaten den Hagebuttenwein. Früher hat man aus den Früchten der Sträucher, die es auch hier auf dem Badberg gibt, auch Liköre gemacht. Aus Holundersaft, frischen Holunderbeeren, Zucker und Zwetschgenwasser entsteht nach etwa sechs Wochen der Holunderlikör. Das wäre ein Tipp für Leute, die nicht wissen, was sie mit ihren großen Vorräten an Zwetschgenwasser anfangen sollen.

Wer zuviel Kirschwasser hat, kann es einmal mit einem Schlehenlikör probieren. Die Schlehen dazu sollten nach dem ersten Frost gesammelt werden. Dazu Zucker, Nelken, Rosinen, Vanillestange und Kirschwasser. Nach etwa vier Monaten ist dieser Likör fertig. Den Haselnusslikör macht man aus Haselnüssen, Branntwein, Zimt, Nelken, Vanillestange und Zucker.

Und welche feinen Sachen man aus Äpfeln, Birnen, Kirschen, Schnapskartoffeln und Zwetschgen, die ebenfalls hier auf dem Badberg gedeihen, machen kann, weiß wohl jeder. Das aber wäre ein Badbergfestthema für sich. Unser jetziger Auftritt befasst sich ja mit den Sträuchern des Badberges. Aber das wichtigste über sie habe ich ja gerade gesagt, jedenfalls aus unserer Sicht (dreht sich dabei zu den Männern um).

Zurück zu den Sträuchern. Holunderlikör vom Holunderstrauch. Den Holunderstrauch gibt es nicht nur hier auf dem Badberg. Früher wurden Holunderbüsche ganz absichtlich in der Nähe der Häuser gepflanzt. Ein Brauch, der in die vorchristliche Zeit zurückgeht. Wieder einmal haben es wir mit einer germanischen Gottheit zu tun, die als beschützende Gottheit in diesem Strauch wohnt. Jeder kennt sie, denn wir kennen sie von einem Märchen her (Raten lassen).

Der Lieblingsbaum der Frau Holle ist der Holunderbusch und unsere Vorfahren brachten dort ihre Opfer dar. Bis ins 18. Jahrhundert scheuten sich die Menschen, einen Holunderbusch zu fällen. Die dem Menschen freundlich gesonnene Göttin Holla oder auch Holda beschützte Pflanzen und Tiere und heilte die Menschen von Krankheiten. Auch an Quellen und Brunnen wurde sie verehrt. Die Verehrung der Frau Holle wurde nach der Christianisierung verboten.

Der Schwarzdorn oder Schlehdorn hat die Menschen lange begleitet. Er umzäunte die Weiden und sein undurchdringliches, stacheliges Zweiggewirr macht ihn zu einem wertvollen Vogelschutzgehölz. Schon in der Steinzeit wurden seine Beeren zu Nahrungsmitteln verarbeitet.

Vereinzelt gibt es auch Haselnussbüsche hier auf dem Badberg. Ein Haselstrauch neben einem Haus gepflanzt wirkt wie ein „Blitzableiter“ für störende und krankmachende Strahlungen aus der Erde. Die Wünschelrutengänger fertigen sich ihre Wünschelruten gerne aus Haselholz. Und seit der Steinzeit dienen die Haselnüsse unserer Ernährung.

   
         
     
 
Singgruppe: Ein Männlein steht im Walde
 
Unser Auftritt mit "Rosestock Holderblüt"
     
zurück zu "Aus letzter Zeit 2004"