Sprecher:
Jedem von uns ist klar: Jetzt sind wir hier auf dem
Badberg. Wo aber fängt er an und wie weit reicht
er? Beim letztjährigen Badbergfest haben wir erfahren,
dass der Badberg seinen Namen vom mittelalterlichen
Bad hat, das an der Stelle von Kühns Anwesen war.
Also: der Berg am Bad, der Badberg. Zum Badberg gehört
der Eichwald als westlichster Ausläufer des Dillenberg-Waldes.
Nach Süden zu reicht der Flurname Badberg bis zur
Straße nach Oberreichenbach, weiter südlich
der Straße erhebt sich der Miesberg. Östlich
wird der Badberg begrenzt durch den Wald am Dillenberg,
westlich durch die Straße nach Seubersdorf.
Hier oben
gab es einen Steinbruch. Zuletzt lieferte er Steine
für den Flugplatz bei Unterschlauersbach, Geleise
waren gelegt für die Loren, die die Steine dorthin
bringen sollten. Die Arbeit verrichteten Kriegsgefangene
und unser Georg Ruf (Bergruf) kann so einiges davon
erzählen.
Dort
wo die Steinbrüche waren sind heute Streuobstwiesen
vom Ruf Schorsch und vom Georg Ruf. Und ganz neu hat
Werner Fliehr eine Streuobstwiese angelegt. So wurde
der Badberg das größte Streuobstwiesengebiet
von Kirchfarrnbach. Es gab eine Zeit, da wurde das Entfernen
von Bäumen bezuschusst, heute aber hat man den
Wert der Streuobstwiesen wieder erkannt. Darüber
wird uns nun unser Sangesbruder und Fachmann Ernst Wolfhard
referieren. (Bittet ihn auf die Bühne)
Notizen
aus dem Vortrag von Herrn Wolfhard:
Streuobstbau
bedeutet heute Hochstamm-Obstbau ohne Verwendung synthetischer
Behandlungsmittel wie Pestiziden oder Mineraldünger.
Ein Obstbaum ist dann ein Hochstamm, wenn die erste
Äste frühestens ab 1,80 Meter Höhe anfangen
Charakteristisch am Streuobstbau ist auch die Vielfalt
der Obstarten und die noch viel größere Vielfalt
lokaler Obstsorten, mindestens 3000 alleine in Deutschland.
Streuobstwiesen bieten über 5000 Tierarten eine
Heimat. Der Streuobstbau ist in jeder Hinsicht das Gegenteil
des Plantagen-Obstbaus mit seinen Niederstämmen,
Monokulturen, hohem Mitteleinsatz im Pflanzenschutz
und geringer biologischer Vielfalt.
Mit der Nutzung des Wiesenmahdgutes zur Stalleinstreu
- wie bei sauren Streuwiesen - hat die Bezeichnung "Streu"-obstwiese
übrigens nichts zu tun. Der Begriff bezieht sich
auf die lockere, zerstreute Stellung der Obstbäume
im Gegensatz zur Obstplantage in engem Reih und Glied.
Vor 40 Jahren ging der Bestand an Streuobstwiesen durch
die staatlich prämierten Großrodungen drastisch
zurück.
In unserer Gegend sind bei Neidhardswinden verhältnismäßig
große Flächen mit Streuobstwiesen. Besonders
an Hängen oder schlecht bewirtschaftbaren Flächen
werden heute wieder Streuobswiesen angelegt. Ab dem
15. Jahrhundert sind Streuobstwiesen an den Höfen
nachweisbar. Als der Obstanbau nicht mehr rentabel war,
wurden die alten Obstbäume beseitigt. Niederstämme
brachten einen höheren Ertrag. allerdings bei einem
enorm hohen Aufwand an Spritzmitteln. Die alten Obstbäume
wurden überhaupt nicht gespritzt. Heute gibt es
nur noch etwa ein Viertel so viele Streuobstflächen
wie früher.
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