Alle:
Sah ein Knab ein Röslein stehn
Sprecher:
Was vielen von uns beim Singen dieses weltbekannten
Liedes nur halb bewusst ist: Der Rosenliebhaber Goethe
schildert in diesem Lied sozusagen durch die Blume die
Verführung – manche sagen auch die Vergewaltigung
- eines Mädchens durch einen wilden Knaben. Einige
Literaturkenner behaupten, dass jener „wilde Knabe“
Goethe selber war und das besagte „Röslein“
dessen erste große Liebe. Sie war eine 18-jährige
Pfarrerstochter und hieß Friederike Brion. (Diese
verlassene Geliebte Goethes blieb übrigens unverheiratet.
Die verführten und verlassenen Mädchen in
Goethes Werken fußen auf dieser Begegnung.)
Von
der Heckenrose kennen wir alle noch ein weiteres Lied.
In der Grundschule oder bereits im Kindergarten haben
wir es gelernt. Wer kommt drauf? Eine kleine Hilfe:
Weil es ein Rätsellied ist, kommt das Wort Rose
oder Heckenrose darin nicht vor. (Raten lassen;
eventuell aufsagen oder vorsingen lassen; wenn nicht,
dass selber Text vortragen)
„Ein
Männlein steht im Walde…“
Singgruppe trägt das Lied vor
1) Ein Männlein steht im Walde
ganz still und stumm.
Es hat von lauter Purpur
ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da steht im Wald allein
mit dem purpurroten Mäntelein?
2)
Das Männlein steht im Walde
auf einem Bein
und hat auf seinem Haupte
ein Käppelein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da steht im Wald allein
mit dem kleinen roten Käppelein?
Auch
der Dichter dieses Liedes ist uns allen bekannt. Wohl
kaum von diesem Kinderlied, sondern von unserer deutschen
Nationalhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit“
her, die er vor 163 Jahren gedichtet hat. Es war August
Heinrich (eventuell raten lassen) Hoffmannn von Fallersleben.
Hier
auf dem Badberg gibt es viele Heckenrosen. Im Mai bis
Juni erfreuen sie uns mit ihren duftenden Blüten,
im Herbst mit ihren purpurroten Hagebutten. Die Heckenrose
wird von 112 Insektenarten genutzt, darunter 22 Schmetterlings-
und 10 Wildbienenarten. Als gut verzweigter, stacheliger
und dicht belaubter Strauch ist sie ein ausgezeichnetes
Vogelschutzgehölz. Die Hagebutten werden von 27
Vogel- und Säugetierarten geschätzt. Auch
für uns Menschen sind die Früchte wertvoll.
Sie sind start Vitamin-C-haltig und können zur
Bereitung von Tees und einer schmackhaften Marmelade
genutzt werden.
Im
Repertoire des Gesangvereins gibt es viele Lieder, in
denen die Rose vorkommt. Wir haben eines ausgesucht,
das wir vermutlich noch nicht hier auf dem Badberg gesungen
haben: Rosestock Holderblüt
MGV:
Rosestock Holderblüt
Wenn
man halbierte Hagebutten mit Zuckerwasser in eine große
Flasche gibt und an einen warmen Ort stellt, so hat
man nach etwa sechs Monaten den Hagebuttenwein. Früher
hat man aus den Früchten der Sträucher, die
es auch hier auf dem Badberg gibt, auch Liköre
gemacht. Aus Holundersaft, frischen Holunderbeeren,
Zucker und Zwetschgenwasser entsteht nach etwa sechs
Wochen der Holunderlikör. Das wäre ein Tipp
für Leute, die nicht wissen, was sie mit ihren
großen Vorräten an Zwetschgenwasser anfangen
sollen.
Wer
zuviel Kirschwasser hat, kann es einmal mit einem Schlehenlikör
probieren. Die Schlehen dazu sollten nach dem ersten
Frost gesammelt werden. Dazu Zucker, Nelken, Rosinen,
Vanillestange und Kirschwasser. Nach etwa vier Monaten
ist dieser Likör fertig. Den Haselnusslikör
macht man aus Haselnüssen, Branntwein, Zimt, Nelken,
Vanillestange und Zucker.
Und
welche feinen Sachen man aus Äpfeln, Birnen, Kirschen,
Schnapskartoffeln und Zwetschgen, die ebenfalls hier
auf dem Badberg gedeihen, machen kann, weiß wohl
jeder. Das aber wäre ein Badbergfestthema für
sich. Unser jetziger Auftritt befasst sich ja mit den
Sträuchern des Badberges. Aber das wichtigste über
sie habe ich ja gerade gesagt, jedenfalls aus unserer
Sicht (dreht sich dabei zu den Männern um).
Zurück
zu den Sträuchern. Holunderlikör vom Holunderstrauch.
Den Holunderstrauch gibt es nicht nur hier auf dem Badberg.
Früher wurden Holunderbüsche ganz absichtlich
in der Nähe der Häuser gepflanzt. Ein Brauch,
der in die vorchristliche Zeit zurückgeht. Wieder
einmal haben es wir mit einer germanischen Gottheit
zu tun, die als beschützende Gottheit in diesem
Strauch wohnt. Jeder kennt sie, denn wir kennen sie
von einem Märchen her (Raten lassen).
Der
Lieblingsbaum der Frau Holle ist der Holunderbusch und
unsere Vorfahren brachten dort ihre Opfer dar. Bis ins
18. Jahrhundert scheuten sich die Menschen, einen Holunderbusch
zu fällen. Die dem Menschen freundlich gesonnene
Göttin Holla oder auch Holda beschützte Pflanzen
und Tiere und heilte die Menschen von Krankheiten. Auch
an Quellen und Brunnen wurde sie verehrt. Die Verehrung
der Frau Holle wurde nach der Christianisierung verboten.
Der
Schwarzdorn oder Schlehdorn hat die Menschen lange begleitet.
Er umzäunte die Weiden und sein undurchdringliches,
stacheliges Zweiggewirr macht ihn zu einem wertvollen
Vogelschutzgehölz. Schon in der Steinzeit wurden
seine Beeren zu Nahrungsmitteln verarbeitet.